Geschichte des Projekts
Beginnend mit der Entstehung einer kritischen Geschichtsforschung im Humanismus wurden zahlreiche Quellensammlungen zur mittelalterlichen Geschichte gedruckt. Diese umfassten oft viele Bände, und einige davon, wie die 1643 begonnenen „Acta Sanctorum“, werden sogar bis heute weitergeführt.
Mit der wachsenden Menge an Quellenpublikationen wurde die Lage immer unübersichtlicher. Besonders im 19. Jahrhundert nahm ihre Zahl sprunghaft zu, nicht zuletzt durch das 1819 begründete und heute noch fortgeführte große Editionsunternehmen der Monumenta Germaniae Historica (MGH), die 2019 ihr 200. Jubiläum feiern.
Es wurde deshalb von den Mittelalter-Forschern als große Erleichterung empfunden, als der Berliner Bibliothekar August Potthast (1824–1898) im Jahr 1862 eine „Bibliotheca historica medii aevi“ vorlegte, als „Wegweiser durch die Geschichtswerke des europäischen Mittelalters von 375–1500“ (so der Untertitel).
Hier waren die einzelnen Texte aus allen diesen Quellensammlungen alphabetisch verzeichnet, und so konnte man nicht nur feststellen, welche Quellen es überhaupt gab, sondern auch wo man sie finden konnte und ob derselbe Text vielleicht an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichem Titel publiziert war.
Das Werk erschien 1896 in einer zweiten, aktualisierten und erweiterten Auflage, doch bedingt durch das zügige Voranschreiten der Geschichtsforschung war auch diese bald veraltet und überholungsbedürftig.
Von Anfang an international
Auf einem internationalen Historikerkongress in Rom 1953 wurde deshalb eine Neubearbeitung des „Potthast“ ins Auge gefasst. Für einen Einzelnen war diese Aufgabe nun nicht mehr zu bewältigen, vielmehr schlossen sich 38 Forschungsinstitutionen aus ganz Europa zu diesem Ziel zusammen. Für jedes europäische Land, von Island bis Italien und von Portugal bis zur Sowjetunion, wurde ein National-Komitee zur Ausarbeitung der einschlägigen Artikel bestimmt; die Koordination und Redaktion übernahm das Istituto Storico Italiano per il Medio Evo in Rom (www.isime.it). 2007 war das Unternehmen mit dem elften und letzten Band abgeschlossen.
Das Istituto Storico Italiano per il Medio Evo (ISIME) in Rom (Fotos: Markus Wesche)
Bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, die von Anfang an dabei war, wurde 1956 eine „Kommission für das Repertorio delle Fonti Storiche del Medio Evo“ eingerichtet, die zunächst allein die byzantinischen und türkischen Quellen bearbeitete. Die für Deutschland (BRD und DDR) vorgesehenen Artikel hingegen wurden bis 1963 am Deutschen Historischen Institut in Rom (www.dhi-roma.it) erstellt, danach bei den MGH (www.mgh.de).
Die Finanzierung erfolgte ab 1965 zur Hälfte, ab 1974 schließlich vollständig mit einer Planstelle (1994–2017 mit zwei Planstellen) durch die Repertorio-Kommission der BAdW. Bis 2005 stellten die MGH die Arbeitsplätze für die Kommissionsmitarbeiter zur Verfügung, im Zuge von Sparmaßnahmen mussten diese allerdings geräumt werden. Nach der vorübergehenden Einquartierung in einem Nebengebäude der Bayerischen Staatsbibliothek ist das Projekt seit 2012 im Hauptgebäude der Akademie untergebracht.
Digitalisierung der deutschen Quellen
Noch bevor das „Repertorium Fontium“ im Druck abgeschlossen wurde, war abzusehen, dass eine neuerliche Aktualisierung unumgänglich sein würde, und ebenso früh war klar, dass das Internet dafür das am besten geeignete Medium ist. Seit Ende der 1990er Jahre wurde deshalb an der Digitalisierung und gleichzeitig an der Aktualisierung der Daten gearbeitet.
Die Neubearbeitung beschränkte sich von Anfang an auf die Quellen zur deutschen Geschichte, und so war die Umbenennung der Kommission in „Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“ (2008) eine logische Folge. Ab 2006 wurden einfache Textdateien im Netz bereitgestellt, 2012 konnte durch Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Zusammenarbeiten mit dem Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek eine XML-basierte, vielfach durchsuchbare Datenbank online gehen.
Neue Datenbank für die weitere Aktualisierung
Der laufende Aktualisierungsbedarf des Online-Angebots stellte die Bayerische Staatsbibliothek allerdings angesichts fehlender Ressourcen auf die Dauer vor unlösbare Probleme, so dass 2018 die BAdW auch die technische Betreuung der „Geschichtsquellen“ übernommen hat. Die Online-Ausgabe dieser neuen Version wurde im Dezember 2019 freigeschaltet.
Zur Datenbank siehe Online-Angebot